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Kosmetik verspricht viel: glattere Haut, weniger Falten, mehr Glow, ein frisches Gesicht, am besten dauerhaft. Wir kennen die Bilder aus der Werbung: makellose Haut, scheinbar mühelos gepflegt, ein Tiegel Creme, der „Feuchtigkeit 24h speichert“ oder „regeneriert“. Und wir glauben das gern, weil niemand Zeit hat, sich täglich durch Inhaltsstofflisten zu arbeiten. Wir schmieren, was angenehm duftet, sich gut verteilen lässt und „für sensible Haut“ draufstehen hat.
Doch genau hier liegt das Problem: Viele Frauen investieren jahrelang in Cremes, ohne wirklich zu wissen, was sie da eigentlich auftragen. Warum fühlt sich die Haut nach manchen Produkten weich an, bleibt aber trotzdem trocken? Wieso wirken die Lieblingscremes so verlässlich gleich, selbst nach zwei Jahren im Badezimmerschrank? Und weshalb reagieren manche Hauttypen plötzlich empfindlich, obwohl die Routine unverändert ist?
Es lohnt sich, diese Fragen zu stellen. Nicht aus Misstrauen, sondern aus Klarheit. Kosmetik ist keine Magie, sondern Chemie – und die Unterschiede zwischen Massenkosmetik, Naturkosmetik und handgemachten Formulierungen liegen nicht in den schönen Verpackungen, sondern in der Substanz: den Wirkstoffen, den Füllstoffen und ihren Aufgaben.
Wer versteht, wie die Haut tickt und welche Stoffe sie stärkt oder schwächt, erkennt schnell, dass Qualität sichtbar wird – nicht auf dem Etikett, sondern in der Formulierung. Genau diesen Überblick liefert dieser Artikel.
1. Was wirklich auf die Haut wirkt und was nicht
Die Haut ist ein lebendiges Organ, nicht einfach eine Oberfläche, die wir beliebig eincremen können. Sie reagiert auf das, was wir ihr täglich zumuten und vor allem darauf, was wir über Jahre hinweg auf ihr lassen. Genau deshalb ist die Wahl der Inhaltsstoffe keine Nebensache, sondern ein direkter Eingriff in ihre biologische Arbeit.

1.1 Die Hautbarriere: mehr als nur „Schutz“
Die äußere Barriere besteht aus Lipiden, Ceramiden und hauteigenen Feuchthaltefaktoren. Diese Struktur hält Feuchtigkeit in der Haut und hält Reizstoffe draußen. Wenn sie stabil ist, wirkt die Haut glatt, widerstandsfähig und ausgeglichen. Wird sie jedoch durch falsche Pflege geschwächt, kippt das System: Trockenheit, Rötungen und eine Überempfindlichkeit entstehen oft nicht, weil die Haut „anfällig“ ist, sondern weil sie dauerhaft gestört wird.
Problematisch wird es vor allem dann, wenn Produkte regelmäßig Stoffe enthalten, die die Barriere angreifen, wie z. B.:
- aggressive Tenside
- hohe Alkoholanteile
- synthetische Duftstoffe
- filmbildende Substanzen, die die Haut „überpflegen“
Die Haut kann viel kompensieren, aber nicht unbegrenzt.
1.2 Was die Haut wirklich braucht und warum „Übernahme-Pflege“ kontraproduktiv ist
Das Ziel sollte sein, die Haut so zu unterstützen, dass sie ihre Aufgaben selbst zuverlässig erfüllt. Eine intakte Barriere ist kein Zufall, sondern das Ergebnis eines Systems, das regelmäßig die richtigen Bausteine bekommt, ähnlich wie Muskeln, die nur stärker werden, wenn man sie sinnvoll fordert und die nötigen Nährstoffe liefert.
Der Vergleich ist simpel:
- Gibt man den Muskeln das Richtige, werden sie belastbarer.
- Nimmt man ihnen alles ab, bauen sie ab.
-
Überfordert man sie, entstehen Schäden.
Bei der Haut ist das ähnlich, nur subtiler. Viele kosmetische Produkte übernehmen Funktionen, die die Haut grundsätzlich selbst leisten könnte: Feuchtigkeitsbindung, Regeneration, Schutz. Kurz bringt das Erleichterung, langfristig schwächt es das System und erzeugt Abhängigkeit. Sinnvolle Pflege funktioniert anders: Sie liefert hochwertige, biologisch relevante Nährstoffe, wie Lipide, Antioxidantien, Ceramide, damit die Haut besser arbeiten kann, nicht weniger. Das stärkt Barriere und Reparaturprozesse nachhaltig.
Die Herausforderung: Man merkt selten sofort, ob ein Produkt stärkt oder nur kaschiert. Genau hier trennt sich Naturkosmetik oft von konventioneller Pflege: Sie setzt eher auf Stoffe, die sich in die Hautbiologie integrieren, statt Funktionen zu ersetzen.
Die Essenz: Pflege ist sinnvoll aber nur, wenn sie die Haut befähigt, nicht entmündigt.
1.3 Aufnahmefähigkeit - was wirklich in die Haut gelangt
Die Haut lässt nicht alles durch, aber sie ist keineswegs undurchdringlich. Kleine Moleküle, bestimmte Alkohole, Duftstoffe oder Stoffe in hoher Konzentration gelangen durchaus in die oberen Hautschichten. Viel bedeutsamer als die Frage „Wie tief?“ ist jedoch die Frage: Was passiert, wenn die Haut damit täglich konfrontiert wird?
Langfristig zählt nicht die einzelne Anwendung, sondern die Summe:
- Produkte, die austrocknen, führen zu immer mehr Bedürftigkeit. Ein klassisches Beispiel ist der Labello: Viele greifen täglich zum Lippenpflegestift, weil die Lippen trocken sind. Doch viele Standardprodukte enthalten Paraffine oder synthetische Wachse, die zwar kurzfristig geschmeidig machen, die Lippenbarriere aber nicht nachhaltig aufbauen. Das Ergebnis: Die Lippen bleiben trocken oder trocknen sogar schneller aus, wodurch der Drang steigt, immer wieder nachzulegen. Ein Teufelskreis, der vermeintliche Pflege mit echter Abhängigkeit ersetzt.
- Filmbildner, die sich ablagern, verhindern echte Pflege.
-
Reizstoffe, die täglich aufgetragen werden, erhöhen die Sensibilität.
Die Haut merkt sich Wiederholung, positiv wie negativ. Solche Beispiele zeigen, dass man Produkte nicht nur nach Gefühl oder Werbung beurteilen sollte, sondern nach ihrer Wirkung auf die Hautbarriere.
1.4 Naturkosmetik vs. Massenkosmetik – unterschiedliche Ansätze, unterschiedliche Effekte
Hier trennt sich Praxis von Anspruch. Massenkosmetik wird so formuliert, dass das Produkt praktisch perfekt erscheint: lange haltbar, immer gleich in Textur und Duft, sofort angenehm im Gefühl. Dieses „Perfektsein“ betrifft aber vor allem Sensorik und Nutzung, nicht die tatsächliche Hautwirkung. Um dieses Bild zu erzeugen, werden Stoffe eingesetzt, die mit der Hautbiologie wenig gemeinsam haben: Mineralölderivate, Silikone, starke Stabilisatoren oder hohe Alkoholanteile. Die Wirkung wird dadurch eher suggeriert, als dass sie biologisch entsteht.
Naturkosmetik arbeitet dagegen näher an der Hautphysiologie. Pflanzenöle, hautähnliche Lipide, milde Emulgatoren und Wirkstoffe aus echten Rohstoffen unterstützen die Barriere, statt sie auszuschalten. Das Ergebnis spürt man nicht immer beim ersten Auftrag, aber langfristig zeigt sich, ob ein Produkt die Haut stärkt oder nur ein Komfortgefühl simuliert.
2. Kosmetikkategorien: Ein kompakter Überblick
Kosmetik ist nicht gleich Kosmetik. Hinter den glänzenden Verpackungen verbergen sich unterschiedliche Konzepte, die stark variieren in Wirkstoffanteil, Stabilität und Hautkompatibilität. Wer Naturkosmetik und konventionelle Produkte wie Nivea oder Labello direkt vergleichen möchte, sollte die grundlegenden Kategorien kennen.

2.1 Konventionelle Kosmetik (z. B. Nivea, Labello, Drogerieprodukte)
Konventionelle Produkte richten sich an eine breite Zielgruppe: Sie sollen günstig, stabil, lange haltbar und optisch immer gleich sein. Um das zu erreichen, setzen Hersteller auf:
- Günstige Basen: Mineralölderivate, Silikone, synthetische Öle
- Technisch optimierte Texturen: gleichbleibende Konsistenz, angenehmes Hautgefühl
-
Hohe Stabilität: Produkte verändern Farbe, Geruch oder Konsistenz kaum über Jahre
Vorteil: Die Inhaltsstoffe sind gut erforscht, grundsätzlich sicher und selten akut problematisch. Nachteil: Wirkstoffanteile sind meist niedrig, echte Pflegeeffekte begrenzt. Reizpotenzial kann bestehen durch aggressive Tenside, Duftstoffe oder bestimmte Konservierer.
Praxisbeispiel – Nivea & Labello:
Eine Nivea-Creme vermittelt sofort ein weiches, geschmeidiges Hautgefühl. Das liegt weniger an einer tiefen Pflegewirkung, sondern daran, dass Paraffine und Silikone wie ein dünner, okklusiver Film auf der Haut liegen. Dieser Film versiegelt die Feuchtigkeit kurzfristig, verhindert Verdunstung und erzeugt den bekannten „Soft-Touch“-Effekt. Die Haut wird dadurch glatt aber ihre Barriere wird nicht aktiv regeneriert oder gestärkt.
Ähnlich beim Labello: Die Lippen wirken sofort geschmeidig, trocknen aber langfristig nicht weniger aus. Der Wachs- oder Paraffinfilm sorgt nur für oberflächlichen Schutz, nicht für echte Lipidversorgung. Das Ergebnis: Die Haut signalisiert weiterhin Trockenheit, und der Drang, nachzulegen, bleibt bestehen. Produkte wie diese erzeugen den Eindruck intensiver Pflege, fördern die natürliche Regeneration der Hautbarriere jedoch kaum. Ein Effekt, der oft als „pflegeabhängig“ beschrieben wird.
2.2 Naturnahe & traditionelle Naturkosmetik
Innerhalb der Naturkosmetik gibt es Unterschiede, die oft nicht sofort erkennbar sind:
- Naturnahe Kosmetik: Oft sehr ähnlich zur konventionellen Kosmetik, nur leicht mehr natürliche Rohstoffe. Für Verbraucher kaum direkt unterscheidbar.
-
Traditionelle Naturkosmetik: Setzt auf pflanzliche Öle, Hydrolate, Extrakte und ätherische Öle. Vorteil: höhere Rohstoffqualität, bioaktive Inhaltsstoffe, natürliche Lipide.
2.3 Wirkstoffkosmetik & Hybrid-Modelle
Ein dritter Bereich richtet sich auf sichtbare Ergebnisse:
- Wirkstoffkosmetik: Formeln mit BHA, Retinol, Niacinamid oder Vitamin C. Die Basis ist minimalistisch, die Wirkstoffe hochdosiert. Ziel: messbare Effekte wie Faltenreduktion oder Pigmentaufhellung.
-
Hybrid-Modelle: Kombination aus pflanzlicher Basis und modernen Wirkstoffen. Ziel: Hautbarriere stärken und gleichzeitig sichtbare Ergebnisse liefern.
Diese Kategorie zeigt, dass sich Hautfreundlichkeit und Wirksamkeit nicht ausschließen, sondern gezielt kombinieren lassen. Für viele Anwenderinnen bietet sie die Brücke zwischen Naturkosmetik und leistungsorientierter Pflege.
3. Wirkstoffanteile – worin sich die Systeme wirklich unterscheiden
Nachdem wir die verschiedenen Kosmetikkategorien kennengelernt haben, wird deutlich: nicht alle Produkte pflegen gleich, egal ob es sich um Cremes, Bodylotions, Lippenpflege oder Gesichtspflege handelt. Entscheidend ist, wie hoch der Anteil an aktiven Wirkstoffen ist, also die Substanzen, die tatsächlich etwas für die Haut tun, statt nur das Produkt angenehm erscheinen zu lassen.
Wichtig dabei ist die Unterscheidung zwischen „Wirkstoffanteil“ und „aktiven Wirkstoffen“:
Wirkstoffanteil (gesamt):
Beschreibt den Anteil aller pflegenden oder funktionellen Rohstoffe im Produkt – dazu gehören z. B. Pflanzenöle, Hydrolate, Kräuterauszüge, Aloe, Glycerin, Urea, Shea, Wachse usw.
Dieser Wert zeigt, wie viel „echte Substanz“ überhaupt in der Formulierung steckt.
Aktive Wirkstoffe:
Das ist der Teil innerhalb des Wirkstoffanteils, der tatsächlich eine physiologische Wirkung auf der Haut hat, wie z. B. Vitamine, hochwertige Fettsäuren, Pflanzenextrakte, ätherische Öle, Peptide oder Urea in wirksamer Dosierung.
Sie beeinflussen Regeneration, Feuchtigkeit, Barriere, Entzündungen oder antioxidative Prozesse.
Übersicht: Wirkstoffanteile im Vergleich
| Kategorie | Gesamt-Wirkstoffanteil | Anteil aktiver Wirkstoffe | Charakteristik |
|---|---|---|---|
| Massenkosmetik | ca. 1–6 % | <1–3 % | Hoher Anteil an Füll- und Zusatzstoffen, Fokus auf Preis, Stabilität und Sensorik. |
| Naturkosmetik (z.B. DM, Alverde) | ca. 5–20 % | 2–10 % | Mehr echte Rohstoffe, weniger Füllstoffe, näher an der Hautphysiologie. |
| Naturkosmetik (klassische Marken wie Weleda) | 80–100 % | 10–30 % (pflanzenbasierte Wirkstoffe) | Fast ausschließlich wirksame Rohstoffe wie Öle, Hydrolate, Pflanzenauszüge. |
| Handgemachte Kosmetik (Ölmühle Garting & Dr. Oldenburg) | 80–100 % | 50–100 % | Sehr hohe Effizienz, kaum Füllstoffe, kurze Haltbarkeit, maximale Wirkdichte. |
3.1 Massenkosmetik – viel Füllstoff, wenig Wirkstoff
Produkte aus Drogerien, wie Nivea-Cremes, Bodylotions oder Lippenpflegeprodukte wie Labello, enthalten in der Regel nur geringe Mengen an echten Wirkstoffen. Der Großteil besteht aus Wasser, Emulgatoren, Stabilisatoren und okklusiven Stoffen wie Paraffinen oder Silikonen.
- Vorteil: Sofortige Geschmeidigkeit, lange Haltbarkeit, gleichbleibende Textur
-
Nachteil: Die tatsächliche Pflegewirkung ist begrenzt, denn die Hautbarriere wird eher überdeckt als unterstützt
3.2 Naturkosmetik – höhere Wirkstoffdichte, aber sensibel
Naturkosmetik setzt auf pflanzliche Öle, Extrakte und Hydrolate. Diese Inhaltsstoffe sind biologisch aktiver und werden in höheren Anteilen verwendet, sodass Cremes, Bodylotions oder Lippenpflegeprodukte die Hautbarriere besser unterstützen.
- Vorteil: Versorgung mit natürlichen Lipiden, Vitaminen und Antioxidantien
- Nachteil: Kürzere Haltbarkeit, empfindlichere Formulierungen, Wirkung nicht immer sofort spürbar
Wichtig: Die Haut profitiert langfristig: Feuchtigkeit wird besser gespeichert, Barriereschicht und Regeneration werden unterstützt.
3.3 Handgemachte Kosmetik – maximal wirksam, minimal konserviert
Handgemachte Produkte, ob Creme, Lotion oder Lippenbalsam, enthalten meist sehr hohe Wirkstoffanteile und minimal synthetische Zusatzstoffe.
- Vorteil: Direkte Pflege, gezielte Versorgung der Hautbarriere, spürbare Effekte
-
Nachteil: Sehr kurze Haltbarkeit, Lagerung meist kühl und lichtgeschützt notwendig
Diese Produkte wirken besonders intensiv, weil sie die Haut biologisch unterstützen, statt sie nur oberflächlich zu versiegeln. Wer sie verwendet, investiert in echte, nachhaltige Pflege.
Fazit: Ob Creme, Bodylotion oder Lippenpflege, der Unterschied zwischen Massen-, Natur- und handgemachter Kosmetik liegt primär in der Wirkstoffdichte. Produkte mit hoher Wirkstoffkonzentration pflegen aktiv und unterstützen die Barriere. Produkte mit überwiegend Füllstoffen vermitteln nur kurzfristiges Wohlgefühl, ohne die Haut langfristig zu stärken.
4. Zusatzstoffe, Füllstoffe und ihre Rolle
In jedem industriell hergestellten Kosmetikprodukt stecken Stoffe, die nicht primär für die Pflege der Haut gedacht sind, sondern technische Aufgaben erfüllen. Ohne sie könnten Produkte wie Cremes, Bodylotions oder Lippenpflege nicht stabil, gleichmäßig oder lang haltbar sein.
Zu den wichtigsten technischen Komponenten gehören:
- Emulgatoren: Sie verbinden Wasser und Öl zu einer stabilen, homogenen Textur und verhindern, dass sich die Inhaltsstoffe trennen.
- Stabilisatoren: Sorgen dafür, dass Geruch, Farbe und Konsistenz über die gesamte Haltbarkeit gleichbleiben.
- Feuchthaltemittel: Binden Wasser und verleihen der Hautoberfläche ein unmittelbares, pralles Gefühl.
-
Duftstoffe: Verbessern das sensorische Erlebnis, ohne einen messbaren Beitrag zur Barrierestärkung zu leisten.
Diese Zusatzstoffe sind entscheidend, um Produkte industriell herzustellen und für den Massenmarkt zu standardisieren. Sie ermöglichen eine lange Lagerfähigkeit und gleichbleibende "Qualität". Gleichzeitig entsteht in der Massenproduktion ein ernsthaftes Problem: Die Einkaufslogik orientiert sich stark an Preis und Verfügbarkeit. Das führt dazu, dass günstige Füllstoffe oft Vorzug vor hochwertigen Wirkstoffen bekommen. In der Industrie ist es üblich, nach Rohstoffen zu suchen, die billig einzukaufen sind, weil sie in anderen Prozessen als Nebenprodukte anfallen oder kaum Marktwert haben.
Das Ergebnis: Ein Großteil der Formulierung dient in erster Linie der Produktstabilität und Kosteneffizienz, nicht der Hautbiologie.
5. Kritisch diskutierte Inhaltsstoffe und Gesundheitsaspekte
Kosmetikprodukte unterliegen in Europa strengen gesetzlichen Vorgaben. Jeder Inhaltsstoff muss zugelassen sein und gilt als grundsätzlich sicher. Sicherheit bedeutet jedoch nicht automatisch, dass ein Stoff optimal für die langfristige Gesundheit der Haut ist. Die EU-Kosmetikverordnung bewertet hauptsächlich akute Risiken – die Langzeitwirkung auf Barrierefunktion, Feuchtigkeitshaushalt oder Hautsensibilität wird dabei oft nicht berücksichtigt.
5.1 Häufig diskutierte Problemgruppen
Aggressive Tenside
Tenside wie Sodium Lauryl Sulfate oder Sodium Laureth Sulfate sorgen dafür, dass Cremes, Shampoos oder Duschgele stark schäumen und effektiv reinigen. Sie entfernen jedoch auch natürliche Lipide und Feuchtigkeitsfaktoren der Haut. Bei regelmäßiger Anwendung kann die Barriere geschwächt werden, was zu Trockenheit, Reizbarkeit oder erhöhter Empfindlichkeit führt.
Konservierungsmittel
Konservierer wie Parabene oder Formaldehydabspalter verhindern mikrobiellen Befall und sorgen für lange Haltbarkeit. Sie sind nötig, besonders in wasserhaltigen Produkten. Gleichzeitig können sie bei empfindlicher Haut Irritationen oder Sensibilisierungen hervorrufen. Die Wirkung ist dosisabhängig: kleine Mengen werden meist gut vertragen, während wiederholte oder hochkonzentrierte Exposition Probleme verursachen kann.
Mineralöl-Derivate und synthetische Okkluderstoffe
Paraffine, Vaseline oder Silikone wirken langlebig und wasserabweisend, verschließen die Hautoberfläche und bewahren kurzfristig Feuchtigkeit. Gleichzeitig liefern sie keine bioaktiven Nährstoffe, fördern die Barrierereparatur nicht und können die Haut langfristig an die externe Versiegelung „gewöhnen“. Der Effekt ist ein Gefühl von Pflege, das die natürliche Funktion der Haut jedoch nicht stärkt.
5.2 Informierte Entscheidungen treffen
Diese Stoffe sind nicht grundsätzlich „schädlich“, aber sie verdeutlichen eine entscheidende Tatsache: die Haut ist ein absorbierendes Organ, das auf wiederholte Exposition reagiert. Wer sie täglich mit Produkten versorgt, sollte genau wissen:
- Welche Inhaltsstoffe unterstützen aktiv die Hautbarriere und Feuchtigkeitsregulation?
-
Welche Stoffe wirken nur oberflächlich, erzeugen ein Wohlgefühl, ohne die Barriere zu stärken?
Diese Unterscheidung erlaubt eine bewusste Produktwahl, die auf die individuellen Hautbedürfnisse abgestimmt ist, statt sich von Marketingversprechen oder Werbeversprechen leiten zu lassen.
Fazit: Nachhaltige Hautpflege bedeutet nicht, alle „kritischen“ Stoffe zu vermeiden, sondern ihre Wirkung auf die Haut realistisch einzuschätzen. So lassen sich Produkte auswählen, die langfristig unterstützen, statt nur kurzfristig ein Wohlgefühl zu erzeugen.
6. Werbung vs. Realität – Beispiel Glycerin
Glycerin ist eines der bekanntesten Beispiele dafür, wie Kosmetikindustrie und Werbung Stoffe darstellen, die eigentlich ganz andere Funktionen haben, als suggeriert wird.
6.1 Glycerin: Standardrohstoff, kein Superwirkstoff
Glycerin ist ein klassisches Feuchthaltemittel: Es bindet Wasser in der Hautoberfläche, sorgt für ein weiches Hautgefühl und hilft, Feuchtigkeit kurzfristig zu speichern. In praktisch jeder Creme, Bodylotion oder Lippenpflege ist es enthalten, von günstigen Drogerieprodukten bis zu High-End-Marken (1).
Trotz dieser Standardfunktion wird Glycerin in der Werbung oft als „hochwirksamer Feuchtigkeitsspender“ oder „Skin-Perfector“ angepriesen. Die Realität ist nüchterner: Glycerin unterstützt die Haut nur an der Oberfläche und ersetzt keine Barrierestärkung durch Lipide oder bioaktive Inhaltsstoffe (2).
6.2 Wirkmechanismus von Glycerin
-
Feuchtigkeitsbindung: Glycerin ist hygroskopisch, zieht also Wasser aus der Umgebung und bindet es in der Hornschicht (Stratum corneum) der Haut (1).
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Oberflächenwirkung: Es verbessert kurzfristig Hautgeschmeidigkeit und Elastizität, insbesondere nach dem Auftrag (1).
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Kein Barrierereparateur: Glycerin integriert sich nicht in die Lipidmatrix der Haut, die für die langfristige Barrierefunktion essentiell ist (2).
6.3 Kritische Grenzen und Nebenwirkungen
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Keine Reparatur der Barriere: Studien zeigen, dass Glycerin die transepidermale Wasserverdunstung (TEWL) nur kurzfristig reduziert aber nicht die natürliche Lipidschicht regeneriert (2).
-
Risiko bei extrem trockener Haut: Bei sehr trockener Umgebung oder wenn keine begleitenden Lipide vorhanden sind, kann Glycerin Wasser aus tieferen Hautschichten an die Oberfläche ziehen, was die Trockenheit verstärkt (2).
-
Keine Substanz für Wirkstoffpenetration: Glycerin allein liefert keine bioaktiven Nährstoffe oder Barrierestoffe wie Ceramide, Cholesterin oder freie Fettsäuren, die für langfristige Hautgesundheit nötig sind.
-
Missverständnis durch Marketing: Kosmetikwerbung betont oft den „Hydrationseffekt“ und suggeriert eine tiefenwirksame Pflege, während die Wirkung auf die Hautbarriere begrenzt bleibt und eher oberflächlich bleibt.
6.4 Sinnvolle Einsatzkontexte
Glycerin ist besonders wirksam, wenn es kombiniert mit rückfettenden Inhaltsstoffen eingesetzt wird:
- Zusammen mit pflanzlichen Ölen, Ceramiden oder Cholesterin zur Unterstützung der Barrierefunktion (1)
- In Produkten, die regelmäßig aufgetragen werden, um die Haut kurzfristig weich und geschmeidig zu halten
-
Bei mildem Hautstress oder trockener, aber nicht stark geschädigter Haut
Fazit: Glycerin ist kein Allheilmittel. Seine Wirkung ist real, aber oberflächlich und stark abhängig von der Formulierung. Alleinstehend kann es bei bestimmten Hautzuständen sogar kontraproduktiv sein. Wichtig ist: Werbung stellt Inhaltsstoffe immer überhöht dar, nicht nur Glycerin. Das ist ihr Job. Genau wie Menschen sich im Alltag von ihrer besten Seite zeigen, präsentiert Werbung Produkte im bestmöglichen Licht. Daran ist nichts falsch, solange klar bleibt, dass dieses Bild nicht die Wahrheit abbildet.
7. Natürliche Alternativen – Chancen und Grenzen
Naturkosmetik setzt auf pflanzliche Inhaltsstoffe, sanfte Konservierungssysteme und bioaktive Öle, die die Haut pflegen, ohne sie zu belasten. Doch nicht alles, was natürlich ist, wirkt automatisch besser. Entscheidend sind Wirkstoffe, Dosierung und Formulierung.
7.1 Himbeerkernöl: Eine sanfte Pflege mit leichtem UV-Schutz
Himbeerkernöl oder Himbeersamenöl ist ein echtes Multitalent der Naturkosmetik. Die Samen der Himbeere (Rubus idaeus) enthalten Omega-3- und Omega-6-Fettsäuren, Alpha-Linolensäure, Vitamin E und Phytosterine, die die Hautbarriere unterstützen, Feuchtigkeit speichern und oxidativem Stress entgegenwirken.

- Textur und Anwendung: Das Öl zieht schnell ein, hinterlässt keinen Fettfilm, verstopft die Poren nicht und eignet sich für Gesicht, Körper, Lippen, Nägel und Haare.
- Sanfte Pflege: Besonders für empfindliche, trockene oder leicht gereizte Haut ideal. Es beruhigt, regeneriert und spendet intensive Feuchtigkeit.
-
UV-Schutz: Himbeersamenöl zeigt in Laboruntersuchungen ansatzweise UV-absorbierende Eigenschaften, LSF-Werte wurden aber noch nicht nach internationalen Standards bestätigt.
Praxis-Tipp: Himbeerkernöl entfaltet seine Wirkung am besten, wenn es direkt in die tägliche Pflegeroutine eingebaut wird. Unsere Bodylotion mit Himbeerkernöl liefert diese Pflege bereits in einer stabilen, hautfreundlichen Formulierung – ideal für morgens oder abends nach dem Duschen. Sie stärkt die Hautbarriere, versorgt sie mit Antioxidantien und unterstützt den natürlichen Schutz der Haut.
Unser Himbeersamenöl Körperöl – in Bio-Qualität, naturrein und vielseitig einsetzbar.
7.2 Ätherische Öle: Nutzen, Risiken und Dosierung
Ätherische Öle sind hochkonzentrierte Pflanzenextrakte. Sie verleihen Duft, wirken teilweise antimikrobiell und antioxidativ, können jedoch bei zu hoher Konzentration Irritationen oder Allergien hervorrufen.
- Sinnvoll: kleine Mengen (<1%) in Cremes, Lotionen oder Ölen, um Wirkung und Duft zu kombinieren.
- Vorsicht: Zitrusöle und bestimmte ätherische Öle können Photosensibilität erzeugen. Bei sensibler Haut besser sparsam einsetzen.
Fazit: In den meisten Naturkosmetikprodukten sind ätherische Öle bewusst so dosiert, dass sie ihre positiven Eigenschaften entfalten, ohne schädliche Effekte hervorzurufen. Sie verstärken Pflegeeffekte, ersetzen jedoch nicht die Barrierestärkung durch Lipide oder andere bioaktive Inhaltsstoffe – die in hochwertigen Naturkosmetikprodukten ebenfalls enthalten sind und eine zentrale Rolle für die Hautgesundheit spielen.
7.3 Milde Konservierungssysteme
- Antioxidantien wie Vitamin E (Tocopherol): schützen Produkte vor Oxidation, liefern jedoch keinen Keimschutz. Wichtig: Es gibt sowohl natürliche als auch künstlich hergestellte Vitamine. Letztere sind zwar stabiler und erhöhen die Haltbarkeit, besitzen aber nicht die gleiche bioaktive Qualität wie naturbelassene Vitamine.
- Moderne feuchtigkeitsspendende Konservierer: pflanzliche oder milchbasierte Systeme, die Produktstabilität gewährleisten, ohne die Haut auszutrocknen.
Fazit: Milde Konservierung kombiniert Hautfreundlichkeit mit Sicherheit und ist in hochwertigen Naturkosmetikprodukten Standard.
8. pH-Wert – der stille, entscheidende Faktor
Der pH-Wert der Haut ist ein zentraler, oft unterschätzter Faktor für gesunde Haut. Die Hautoberfläche ist leicht sauer, typischerweise zwischen 4,5 und 5,5, und bildet den sogenannten Säureschutzmantel. Dieser natürliche Film schützt die Haut vor schädlichen Mikroorganismen, reguliert die Feuchtigkeit und unterstützt enzymatische Prozesse, die für Regeneration und Abschuppung notwendig sind.
8.1 Warum der pH-Wert entscheidend ist
Ein ausgewogener pH-Wert ist entscheidend, weil er:
- die Barrierefunktion der Haut stabilisiert,
- die Feuchtigkeitsspeicherung unterstützt,
- Irritationen und Entzündungen vorbeugt,
-
enzymatische Prozesse für die Hauterneuerung optimal reguliert.
Wer diesen Faktor ignoriert, kann selbst bei hochwertigen Wirkstoffen oder natürlichen Ölen die Haut langfristig schwächen.
8.2 Probleme bei basischen Produkten
Produkte mit hohem pH-Wert, z. B. manche Seifen oder alkalische Lotionen, können den Säureschutzmantel stören:
- Die Haut verliert schneller Feuchtigkeit.
- Die Barrierefunktion wird geschwächt, wodurch die Haut empfindlicher reagiert.
-
Die Haut wird anfälliger für Reizungen und Rötungen.
8.3 Überpflege durch saure Produkte
Auf der anderen Seite können stark saure Produkte, wie intensive Fruchtsäure-Peelings, die Haut überfordern:
- Sie verändern den pH-Wert drastisch,
- verursachen temporäre Irritationen oder Empfindlichkeit,
-
schwächen bei zu häufiger Anwendung die natürliche Barriere.
Fazit
Ein pH-Wert im Bereich von 4,5–5,5 ist optimal. Produkte, die diesen Bereich respektieren, unterstützen die Haut nachhaltig, schützen die Barriere und fördern das natürliche Gleichgewicht. Basische oder zu stark saure Produkte können langfristig zu empfindlicherer, bedürftigeren Haut führen.
9. Reine Öle in der Praxis

Reine pflanzliche Öle sind ein zentraler Bestandteil der Naturkosmetik, doch ihr Potenzial wird oft missverstanden. Sie liefern Lipide und bioaktive Pflanzenstoffe, können die Hautbarriere unterstützen und antioxidativ wirken – ersetzen aber nicht die gesamte Feuchtigkeitspflege.
9.1 Anwendung auf feuchter Haut
Öle wirken am effektivsten, wenn sie auf leicht feuchter Haut aufgetragen werden. Die Restfeuchtigkeit der Haut wird eingeschlossen, die Lipide bilden eine Schutzschicht und verhindern Wasserverlust. Wer Öle nur auf trockene Haut aufträgt, erhält zwar einen sofortigen Pflegeeffekt, langfristig bleibt die Haut jedoch durstig und anfällig für Spannungsgefühle.
Praxis-Tipp: Nach dem Duschen oder nach einem feuchtigkeitsspendenden Serum ist der ideale Zeitpunkt, um ein Öl aufzutragen. So kann es die Feuchtigkeit binden und gleichzeitig die Hautbarriere stärken.
9.2 Leichte vs. schwere Öle
Leichte Öle: z.B. Himbeerkernöl, Jojobaöl, Traubenkernöl, Hanföl, Drachenkopföl, Färberdistelöl, Haselnussöl
- Zieht schnell ein, fettet nicht, verstopft die Poren kaum
- Ideal für Mischhaut oder das Gesicht
Schwere Öle: z.B. Avocadoöl, Macadamianussöl, Kokosöl, Olivenöl, Leinöl, Mariendistelöl, Sonnenblumenöl
- Sehr reichhaltig, unterstützt trockene und beanspruchte Haut
-
Nicht für fettige oder empfindliche Haut geeignet
9.3 Warum Öle keine Cremes ersetzen
Öle liefern wertvolle Lipide und bioaktive Pflanzenstoffe, aber keine Wasserphase. Cremes und Lotionen kombinieren Wasser, Feuchthaltemittel und Lipide, wodurch sie die Haut nicht nur oberflächlich pflegen, sondern Feuchtigkeit aktiv einschließen. Reine Öle alleine können diesen Effekt nicht ersetzen.
Beispiel: Ein Lippenöl mag die Lippen kurzfristig weich machen, es ersetzt jedoch keinen Lippenbalsam, der Feuchtigkeit bindet und die Barriere langfristig stärkt. Ähnlich verhält es sich bei Bodylotion vs. reinem Öl.
9.4 Empfehlung
- Öle als ergänzende Pflege nutzen, nicht als alleinige Basis.
- Auf feuchte Haut auftragen oder mit Feuchtigkeitsspendern kombinieren.
- Für Mischhaut oder empfindliche Haut auf leichte Öle setzen, für trockene oder sehr beanspruchte Haut auf reichhaltige Öle.
- Öle können auch gezielt für Punktpflege (Ellbogen, Fersen, Nagelhaut, Lippen) eingesetzt werden.
Körperöle: wie man sie richtig einsetzt
Körperöle sind eine günstige und gleichzeitig hochwertige Möglichkeit, die Haut zu pflegen, vorausgesetzt, man verwendet sie bewusst. Da sie kein Wasser enthalten, sind sie von Natur aus stabil und benötigen keine Emulgatoren, Konservierer oder technischen Hilfsstoffe. Damit sie ihre volle Wirkung entfalten, müssen sie immer auf feuchter Haut angewendet werden. Direkt nach dem Duschen oder nach einem feuchtigkeitsspendenden Serum können sie die vorhandene Feuchtigkeit einschließen, die Barriere stärken und die Haut nachhaltig geschmeidig halten.
Wer Körperöle hingegen wie eine Lotion auf trockener Haut verwendet, erhält zwar kurzzeitig Pflegegefühl, verschenkt aber einen Großteil des Effekts.
10. Qualität und Haltbarkeit: Was wirklich zählt
Die Haltbarkeit eines Produkts ist eng mit seiner Qualität und Wirksamkeit verbunden. Sie hängt nicht nur vom Verfallsdatum ab, sondern davon, wie stabil die Inhaltsstoffe sind, wie das Produkt formuliert wurde und wie es gelagert wird. Besonders bei Natur- und handgemachten Produkten ist dies entscheidend, denn frische Wirkstoffe und minimal verarbeitete Öle bieten deutlich höhere Pflegewirkung, sind dafür aber empfindlicher.
Wichtig: Die Haltbarkeit hängt stark vom Kosmetikprodukt ab. Solange kein Wasser enthalten ist, sind selbst handgemachte Produkte sehr lange haltbar. Problematischer sind Emulsionen.
10.1 Haltbarkeit nach Produktkategorie
Massenkosmetik:
- Lange Haltbarkeit (oft mehrere Jahre) dank stabilisierender Zusatzstoffe wie synthetischen Konservierern, Emulgatoren und Stabilisatoren
- Vorteil: Produkte behalten Farbe, Geruch und Textur über Jahre
-
Nachteil: Wirkstoffe und Lipide sind standardisiert und bieten kaum langfristige Hautpflege
Naturkosmetik:
- Typische Haltbarkeit: 12–30 Monate
- Vorteil: Wirkstoffe bleiben frisch, Lipide und bioaktive Pflanzenstoffe sind aktiv
-
Nachteil: Empfindlich gegenüber Licht, Luft und Temperaturschwankungen → Qualitätsverlust schneller sichtbar
Handgemachte Kosmetik:
- Haltbarkeit meist nur wenige Monate (3–6 Monate bei wässrigen Produkten)
- Vorteil: Hohe Wirkstoffdichte, minimale Zusatzstoffe → maximale Frische und Wirksamkeit
-
Nachteil: Hohe Anfälligkeit für Oxidation oder mikrobielle Veränderungen, insbesondere bei Emulsionen
10.2 Praktische Tipps für langfristige Qualität
-
Lagerung: Kühl, dunkel und verschlossen, ideal unter 25 °C
-
Kauf: Natur- und handgemachte Produkte nicht auf Vorrat kaufen; lieber kleinere Mengen häufiger nachkaufen
-
Anwendung: Saubere Hände verwenden, um Kontamination zu vermeiden
-
Frische erkennen: Veränderungen in Geruch, Farbe oder Konsistenz ernst nehmen. Produkte dann nicht mehr verwenden
-
Optimale Nutzung: Reine Öle oder frische Wirkstoffprodukte zügig verbrauchen, um die volle Pflegewirkung zu erhalten
Fazit: Qualität und Haltbarkeit hängen direkt mit der Zusammensetzung, der Formulierung und der Lagerung zusammen. Massenprodukte bieten Stabilität, liefern aber oft nur geringe Bioaktivität. Natur- und handgemachte Kosmetik punktet mit frischen Wirkstoffen und Lipiden, erfordert jedoch bewusstes Handling und kurze Verbrauchszeiten, um die Pflegewirkung optimal zu nutzen. Wer die Produkte sachgerecht lagert und auf Anzeichen von Qualitätsverlust achtet, profitiert langfristig von wirksamer, gesunder Hautpflege, auch bei Produkten, die Wasser enthalten, kann die Haltbarkeit unter den richtigen Bedingungen deutlich über die üblichen 3–6 Monate hinausgehen.
10.3 Qualitätsmerkmale erkennen
Die Qualität eines Kosmetikprodukts zeigt sich nicht nur äußerlich, sondern vor allem an den Inhaltsstoffen, der Verarbeitung und der Wirksamkeit:
Wirkstoffqualität:
- Hochwertige Lipide (pflanzliche Öle, Ceramide, essentielle Fettsäuren) sollten möglichst frisch, unverarbeitet und bioaktiv sein.
- Antioxidantien (Vitamin E, Vitamin C, pflanzliche Polyphenole) sollten stabil formuliert sein, um Oxidation zu verhindern. Dabei ist zu beachten, dass es auch künstliche Vitamine gibt, die zwar haltbarer sind, aber nicht die gleiche biologische Wirkung wie natürliche Vitamine entfalten.
Formulierungskonzept:
- Gute Produkte kombinieren Wasser- und Lipidphase sinnvoll, sodass Feuchtigkeit eingeschlossen und die Hautbarriere unterstützt wird.
-
Minimalistische Formulierungen mit wenigen, aber wirksamen Inhaltsstoffen deuten auf Qualität hin, da sie das Risiko von Irritationen und überflüssigen Zusatzstoffen reduzieren.
Konservierung:
- Hochwertige Naturkosmetik verwendet milde, feuchtigkeitserhaltende Konservierungssysteme oder synergistische Wirkstoffkombinationen (z. B. Antioxidantien plus natürliche Konservierer), die die Stabilität sichern, ohne die Haut zu belasten.
-
Handgemachte Produkte setzen oft auf frische Öle und wenige, gut verträgliche Konservierer; dies erfordert kürzere Verbrauchszeiten, garantiert aber eine höhere Wirksamkeit der Inhaltsstoffe.
Rohstoffherkunft und Verarbeitung:
- Natürliche Rohstoffe aus kontrolliertem Anbau oder zertifizierter Herkunft bieten oft bessere bioaktive Eigenschaften.
-
Kaltpressung oder schonende Extraktion bewahren Nährstoffe und sekundäre Pflanzenstoffe (Siehe unsere Naturkosmetik).
Praxis-Tipp: Wer auf Natur- oder handgemachte Kosmetik setzt, sollte auf transparente Inhaltsstoffangaben, Wirkstoffkonzentrationen und zertifizierte Rohstoffe achten. Das ist aussagekräftiger als Farbe oder Geruch. Diese können zwar Hinweise geben, sind aber kein Maß für Wirksamkeit und Qualität.
Literaturverzeichnis:
- Overgaard Olsen L, Jemec GB. The influence of water, glycerin, paraffin oil and ethanol on skin mechanics. Acta Dermato-Venereologica. 1994;73(6): 450–454. DOI: 10.2340/0001555573404406
- Fachartikel: Glycerin – Barrierefunktion und Elastizität, Haut.de. https://www.haut.de/glycerin-barrierefunktion-und-elastizitaet